UCI Enduro World Cup 2023 (2024)

Ein Erfahrungsbericht aus Pietra Ligure (Italien)

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Endlose Trails, steile Abfahrten, pures Adrenalin: Wie jedes Jahr kämpften erfahrene Profis und ambitionierte Amateure um top Platzierungen beim Enduro World Cup 2023. Im atemberaubenden italienischen Pietra Ligure ging es durch alpines Gelände bis runter zu langen Sandstränden am Ligurischen Meer.

Doch für 2023 es gab eine Neuerung: Das ehemalige EWS Rennen galt erstmals als offizielles UCI Rennen und gehörte von nun an als MTB-Disziplin unter dem Namen EDR zum offiziellen UCI Rennkalender. Vom 1. bis 3. Juni 2023 bot es wieder spannende Wettkämpfe für Fahrer und Zuschauer gleichermaßen.

Mit dabei: Joscha Girke! Sonst tätig im Marketing beim deutschen SHIMANO Vertrieb Paul Lange & Co., nutzte er diese Gelegenheit, um erstmals bei einem Enduro World Cup im Open Racing Format dabei zu sein. Dank eines detailreichen Rennberichts können wir nun über Enduro World Cups, das Rennen und seine persönlichen Erfahrungen berichten.

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„Open Racing“: Enduro Spaß für alle

In Pietra Ligure durften neben den Profis auch Amateure ihren Spaß haben und ihre persönliche Challenge erleben. „Open Racing“ nennt sich das Ganze, da im Prinzip jede/r teilnehmen kann. Das Rennen der Amateure war mit 5 von 6 Stages etwas kürzer als das der Profis, doch anspruchsvoll war es ohnehin genug.

Voraussetzung für die Teilnahme in der offenen Klasse ist lediglich eine erschwingliche Startgebühr, eine Renn-Lizenz von einem Mountainbike-Verein und ein Medizin-Check der bestätigt, dass man auch körperlich in der Lage ist, am Rennen teilzunehmen. Schon kann es losgehen.

Für den Laien klingen 5 Stages erstmal nicht viel, aber man muss sich auf diesen kurzen Abschnitten extrem konzentrieren. Schließlich handelt es sich hier nicht um eine Asphaltwüste oder Waldautobahn, sondern um anspruchsvolle Trails, bei denen man mental 100%ig da sein muss. Die Sturzgefahr ist real vorhanden, schon bei kleinen Unachtsamkeiten kann es brenzlig werden.

56 Kilometer, 2000 Höhenmeter und ungefähr 3100 Tiefenmeter zählte die Gesamtstrecke des Profi-Rennens in Pietra Ligure. Bei den Amateuren waren es lediglich 1.600 Höhenmeter – von den 6 Streckenabschnitten (Stages) fiel die erste, längere Stage weg.

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Der Ablauf des Rennens

Bei einem EDR ist man den ganzen Tag auf dem Rennkurs unterwegs, was mental und physisch extrem herausfordernd ist. In Italien begaben sich die Fahrer um 8 Uhr morgens zur ersten Stage. In diesem Falle gab es ein Shuttle, dass beim Überwinden der ersten harten Höhenmetern unterstütze. Allerdings folgten anschließend noch 500 Höhenmeter Pedalieren bis zum Start. Um 9 Uhr ging die Action dann so richtig los.

Gut zu wissen: Es gibt für jede Stage ein Zeitfenster bzw. eine Startzeit, die eingehalten werden muss. Ist man nicht rechtzeitig, erhält man sogar eine Strafzeit. Man darf also auch auf den Transfers nicht trödeln. Kommt ein Profi zu spät, bekommt dieser sofort eine Strafzeit aufgebrummt. Bei den Amateuren ist es etwas lockerer, die Zeit wird nur auf den Trails der einzelnen Stages gestoppt.

Insgesamt war das Niveau beim UCI Enduro World Cup auch bei den Amateuren sehr hoch. Es waren sogar einige Fahrer extra aus Australien und Kolumbien angereist, was für ein sehr internationales Startfeld sorgte. Aus Europa waren naturgemäß neben vielen italienische Lokals auch einige Franzosen, Deutsche und Schweizer vertreten.

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Wie kam es zur Teilnahme beim Enduro Race?

Joschas Leidenschaft ist das Mountainbike. Er ist im Sommer fast jedes Wochenende im Bikepark unterwegs. Er sieht sich nicht als renn-orientierter Mountainbiker, ihm geht es immer um die gute Zeit mit Freunden, auf und neben dem Bike. Rennen standen bei ihm bislang nicht im Fokus, so war es eher ungewöhnlich, dass er überhaupt am Enduro World Cup teilgenommen hat.

Wie kam es also dazu?

An Ostern 2022 war er mit ein paar Freunden zum Mountainbiken in Finale in Italien und lernte dabei zwei Engländer aus Bristol kennen. Mit einem blieb er in Kontakt, der ihn auf das Open Racing des Enduro World Cups aufmerksam machte. Obwohl Joscha noch keine Rennerfahrung hatte, interessierte er sich dafür. „Competion-Guy“ wollte er nie werden, da er befürchtet, sonst den Ursprung des Radfahrens aus den Augen zu verlieren – aber mal ein Rennen auszuprobieren, um die Erfahrung mitzunehmen: Warum nicht?

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Wie sieht es mit der Sicherheit aus?

In puncto Sicherheit gibt es beim UCI Enduro World Cup einige Regeln: So gibt es eine Fullface-Helmpflicht, eine Knieschonerpflicht, sogar ein Rückenprotektor ist vorgeschrieben. Ebenfalls muss man Handschuhe tragen. Ellbogenschoner sind zwar keine Pflicht, aber Joscha wollte sie auf den steinigen Trails nicht missen. Als Fahrradhelm trug er einen Enduro-Helm von Lazer, den Cage KinetiCore.

Es gibt auch ungeschriebene Gesetze, die dazu beitragen, dass ein Rennen fair über die Bühne geht.Ist man einem vorausfahrenden Fahrer deutlich überlegen und möchte überholen, reicht es, kurz „Rider“ zu rufen. Bei nächstbester Gelegenheit macht der vorausfahrende Fahrer freiwillig Platz und lässt den schnelleren Konkurrenten passieren.

Insgesamt ist die Enduro-Community eng miteinander verbunden und fair und hält sich an die ungeschriebenen Gesetze.

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Wie war es am Ende? Joschas Fazit

Die Gesamtzeit für den ganzen Tag betrug für Joscha 6,52 Stunden: Zumindest wenn man alles, inklusive Shuttlefahrt, mitzählt.

Während die Profis die erste Stage fuhren, wurde diese von den Amateuren übersprungen. Diese stiegen gleich mit Stage 2 ins Rennen ein, der anspruchsvollsten und längsten Abfahrt mit 3,9 Kilometer und 690 Tiefenmeter. Es folgten weitere vier Stages. Wer es genauer wissen will, findet die Strecken auch auf Komoot. Joscha sie folgenderweise in seinen Notizen vom Trainingstag beschrieben:

  • Etappe 2: Pedaliere, Pedaliere, wann immer es nötig ist. Flow, wo du kannst, und mache das, was du heute gemacht hast: Nicht Stürzen!
  • Etappe 3: Sehr eng, innen bleiben und treten!
  • Etappe 4: Oben ist es schnell, fahre eng. Unten ist es steil und locker, bleib einfach auf dem Bike.
  • Etappe 5: Schnell und locker. Fahre wieder entspannt und trete.
  • Etappe 6: Am Anfang pedalieren, dann wird es rau & steil. Vertraue den Kurven etwas mehr und gib am Ende nochmal richtig Gas.

Anspruchsvoll war es auch deshalb, weil man am Stück durchfährt, das ist im Bikepark eher nicht der Fall. Es muss gleichzeitig schnell und kontrolliert gefahren werden. Die Trails in Pietra sind grundsätzlich etwas naturbelassener als in Finale – weiter oben etwas alpiner und teils im Wald mit vielen Wurzeln, unterhalb Richtung Meer wird es dann immer trockener mit vielen losen Steinen und Staub. Primär geht es auf den Trails bergab, aber teilweise hat man leichte Gegenanstiege. Ab und zu ist also treten angesagt und es gibt sogar flache Passagen, wo man einfach nur rollen kann.

Vom Untergrund her hat die Strecke mit Steinen, Wurzeln und Absätzen einen sehr technischen Charakter. Teilweise sind auch kleine Sprünge eingebaut. Die erste Etappe startete bei über 1.000 Metern sehr alpin, vom Regen der letzten Tage war es noch feucht.

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Der Sturz kurz nach dem Start

Eigentlich sollte man aus Motivationsgründen gerade auf der ersten Stage nicht hinfallen. Doch schon war es passiert: Joschas Vorderrad rutschte bei einem leichten Gegenstieg etwas weg. Es folgte kein schlimmer Sturz, aber der rechte Bremshebel berührte unsanft den Boden. Er war anschließend etwas hochgebogen, aber Joscha konnte ihn wieder runterdrücken und problemlos weiterfahren.

Dennoch: Kopfmäßig war er kurz draußen. Erstmal war er nicht mehr im Flow und ärgerte sich. Es war kein schlimmer Crash, aber das hätte jetzt nicht sein müssen. Dankenswerterweise blieb es allerdings das einzige Malheur dieser Art. Die übrige Strecke konnte er sauber durchfahren.

„Mein Ziel war nicht zu oft außerhalb der Komfortzone zu sein. Vielmehr ging es darum, entspannt und solide durchzufahren und keinen großen Crash zu erleben. Ich wollte mich nicht verletzen, sondern das Rennen abschließen und die komplette Erfahrung mitnehmen, ohne große Ambitionen einfach den Vibe genießen“

Den ganzen Tag muss man performen und eine gute Leistung bringen. Ein Stück weit ist es auch Erfahrungssache: Umso öfter man an Rennen teilnimmt, umso besser wird man. Man bekommt ein Gefühl dafür, wie man seine Kraft einteilt. Beispielsweise darf man nicht alle Kraft auf dem Trail einsetzen, man braucht sie auch beim Hochtreten. Neben der körperlichen Stärke ist natürlich die mentale Stärke entscheidend. Es geht auch darum, die Nervosität zu kontrollieren.

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Enduro World Cup 2024?

Würde Joscha so etwas nochmal machen?

Auch wenn er sich einige Zeit, seit Oktober 2022, vorbereitet hat, hat er auf jeden Fall Lust dazu, nochmal teilzunehmen. Allerdings würde er es beim nächsten Mal nicht ganz alleine durchzuziehen, sondern Freunde mitnehmen. Nach dem Rennen wäre so einfach das Gruppengefühl stärker. Denn obwohl es ein Wettkampf ist, hatte man dennoch vor Ort nicht den Eindruck, dass es hier um eine Ellbogen-Mentalität geht.

Neben der eher entspannten Atmosphäre bei der Open Racing Kategorie gibt es auch einen weiteren Vorteil: Am Tag darauf besteht die Chance, beim Profi-Rennen zuschauen. So kann man das Ganze noch genießen, der Siegerehrung beiwohnen und sogar noch etwas Party mitnehmen. Für das lohnt sich die Teilnahme allemal.

Wer jetzt Lust bekommen hat auch einmal bei einem "Open Racing" teilzunehmen, der kann hier die nächsten Termine auschecken.

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